Feldjäger – Geschichte

Die Geschichte der Feldjäger

schwarzer-adler-suum-cuiqueDer Begriff „Feldjäger“ hatte ursprünglich nichts mit militärpolizeilichen Aufgaben zu tun, sondern bezeichnete Truppen, die sich aus waffenkundigen Forstleuten und Jägern zusammensetzten. Schon 1631 stellte der Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel eine solche Einheit in seiner Armee auf. Der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm, übernahm dieses Truppenteilkonzept einige Jahre später.

Das Königlich Preußische Reitende Feldjäger Corps / Feldjäger Corps zu Fuß

Am 24. November 1740 erfolgte auf Schloss Rheinsberg in Brandenburg durch König Friedrich II. von Preußen der Aufstellungsbefehl an den Aufseher Schenck des Jägerhofes in Potsdam. Dieser wurde zum „Capitaine de Guides“ ernannt und sollte die preußische Armee mit guten Wegweisern versorgen. Aus ihnen ging das Garde-Jäger-Bataillon hervor.
Bedeutung erlangte dieser Truppenteil im Vorfeld der Schlesischen Kriege. Die Einheit, die sich im Gelände orientieren konnte, war gewandt, zuverlässig und auch im Umgang mit Waffen geübter als die meisten regulären Truppenteile. Auch in den napoleonischen Kriegen hat sich diese „Truppe ohne Mannschaft“ bewährt. Vor allem als Späher und Kuriere waren sie überaus geschätzt. Bis 1919, als das Feldjäger-Corps im Rahmen der Reduzierung der deutschen Truppen auf die Stärke von 100.000 Mann gemäß Versailler Vertrag aufgelöst wurde, waren Feldjäger sogar den deutschen Botschaften im europäischen Ausland als Kuriere zugeordnet.
Neben der berittenen Truppe stellte Friedrich der Große vier Jahre später 1744 das Feldjägerkorps zu Fuß auf, rekrutiert aus dem einheimischen Forstpersonal und deren Söhnen. Die zu Beginn 299 Mann starke Einheit, die ihre eigene Bewaffnung mitbrachte (die Jagdgewehre waren zu dieser Zeit den Infanteriewaffen in Punkto Treffgenauigkeit deutlich überlegen), wuchs bis zu Friedrichs II. Tod auf rund 1.000 Mann an und gilt als Vorläufer aller Jägerbataillone.
Den aus dem militärischen Dienst ausgeschiedenen Mitgliedern wurde eine Übernahme in den Forstdienst garantiert. Nach Schulungen traten Mannschaftsdienstgrade meist in den unteren Forstdienst ein. Anzumerken bleibt, dass der Anteil der forstlichen Ausbildung, insbesondere bei den Offizieren des Corps, gegenüber der militärischen überwog. Die Offiziere studierten dabei an der Preußischen Forstlichen Hochschule Eberswalde, an der zeitweise auch Georg Ludwig Hartig lehrte. Diese akademische Tradition des Königlich Preußischen Reitenden Feldjäger Corps (Emblem „RFC“) wurde nach der Auflösung des aktiven Corps 1919 durch die sogenannten Akademischen Feldjägergesellschaften zunächst in Eberswalde, dann in Hannoversch Münden und seit 1970 in Göttingen weitergeführt. Traditionsnachfolger des Königlich Preußischen Reitenden Feldjäger Corps sind heute die Akademische Vereinigung Feldjäger (AVF) und Ihr Förderverein, der Feldjägerverein.
Da mit wachsender Truppenstärke nicht alle in den Forstdienst übernommen werden konnten, wandelte sich im Laufe der Zeit der Aufgabenbereich der Truppe. Sie wurde vollständig zu normaler Infanterie.

Feldgendarmerie
In der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen bis zum Ende des Dritten Reiches war die Bezeichnung „Feldgendarmerie“ für die Polizei im Militärdienst üblich.

Bis 1914
Die Funktion der Feldpolizei wurde von der Feldgendarmerie und somit von den einzelnen Feldgendarmen wahrgenommen. Durch französisches Vorbild bildete sich die Waffengattung erst zögerlich nach den napoleonischen Kriegen in Deutschland. Die Feldgendarmerie bestand in Deutschland bis zum ersten Weltkrieg zumeist in Kriegszeiten und wurde erst bei der Mobilmachung aufgestellt. Eine erste Bedeutung erlangte die Truppe in den Kriegen 1866 und 1870/71. Zusammengesetzt aus zur Armee übergetretenen Landgendarmen und abkommandierten Unteroffizieren und Mannschaften berittener Einheiten bestand der hauptsächliche Verwendungszweck im Ordnungsdienst in der Etappe, dem Verkehrsdienst und auch sicherheitspolizeilichen Funktionen (z.B. Spionageabwehr).
Bei Kriegsbeginn 1914 gab es in Deutschland ca. 33 Einheiten der Feldgendarmerie die im Verlauf des Krieges auf über 100 erweitert wurden.
Erkennungsmerkmal waren der Ringkragen und teilweise auch nur eine Armbinde.

Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg und besonders zum Ende des Krieges hin fielen den deutschen Feldgendarmen der Wehrmacht und der Waffen-SS Zehntausende »Fahnenflüchtiger« in die Hände und wurden entsprechend Hitlers Parole „Der Soldat kann sterben, der Deserteur muss sterben“ exekutiert. Im Volksmund wurden die Feldgendarmen in Anspielung auf die zur Uniform gehörende metallene Plakette mit der Aufschrift Feldgendarmerie oder Feldjägerkommando, die an einer Kette um den Hals getragen wurde, als Kettenhunde bezeichnet. Darüber hinaus wurde die Feldgendarmerie durch den Heldenklau berüchtigt, da sie selbst die Flüchtlingstrecks aus dem Osten noch nach potentiell waffenfähigen Männern absuchte. Die Rolle der Feldgendarmerie zählt bisher zu den am schlechtesten aufgearbeiteten Kapiteln der NS-Gewaltherrschaft und des Zweiten Weltkriegs. Letzteres gilt zum Beispiel auch für die Verquickungen von Feldgendarmerie, Geheimer Feldpolizei, Heeres- bzw. Wehrmacht-Streifendiensten und Feldjäger-Kommandos.
Organisatorisch gesehen waren die traditionellen Feldgendarmerien von Wehrmacht und Waffen-SS in der Regel Großverbänden oder örtlichen Befehlshabern angegliedert. Anders verhielt es sich mit den Feldjäger-Kommandos. Diese wurden auf einen Führerbefehl vom Dezember 1943 hin als Reaktion auf zunehmend hinter der Front zu Tage tretende Disziplinlosigkeiten, Verwahrlosung und Zersetzungserscheinungen aufgestellt. Die Feldjäger-Kommandos waren eine unmittelbar dem Oberkommando der Wehrmacht unterstellte Ordnungstruppe. Daraus ergab sich auch die äußerst seltene Unterordnung der Waffen-SS unter die Disziplinargewalt eines zur Wehrmacht gehörenden Truppenteils. Die Befehlshaber der Feldjäger-Kommandos hatten Stellung und Befugnisse eines Armeeoberbefehlshabers einschließlich der Disziplinarstrafgewalt. In späteren Befehlen wurden den Führern der Feldjäger-Kommandos und -einheiten erstaunliche Befugnisse zugestanden, die von praktisch uneingeschränkten Postenenthebungen und dem Auflösen von Etappenorganisationen bis zum Requirieren anderer Ordnungstruppen reichte. Lediglich in die militärtaktische Führung hatten sie kein Eingriffsrecht. Wie o.a. wurden bald Kontrollen im rückwärtigen Gebiet, die Versprengtensuche, die Einrichtung von Auffang- und Sammellinien sowie die unheilbringende Fahndung nach Fahnenflüchtigen und unerlaubt von der Truppe abwesenden Soldaten zum Einsatzschwerpunkt.
Nach dem Krieg wurden die Ordnungstruppen der Wehrmacht vom Nürnberger Militärtribunal vom Vorwurf, eine verbrecherische Organisation gewesen zu sein, im Wesentlichen ausgenommen.
Die Feldgendarmerie wurde nach dem Krieg von den (West-)Alliierten als Ergänzung ihrer eigenen Militärpolizei herangezogen und blieb unter Waffen. Erst 1948/1949 wurde die Feldgendarmerie entwaffnet.

Die neue Feldjägertruppe der Bundeswehr
Die Bundeswehr übernahm für ihre militärische Ordnungstruppe schließlich die Bezeichnung „Feldjäger“ im traditionsreichen preußischen Sinne. Nach Unterzeichnung des Aufstellungsbefehl Nr.1 für die Bundeswehr am 6. Oktober 1955 durch den damaligen General Heusinger wurde im ehemaligen Luftwaffenlazarett in Andernach unter anderem eine Militärpolizei-Lehrkompanie aufgestellt. Am 30. Januar 1956 wurde der Begriff „Militärpolizei“ durch den damaligen Staatssekretär Rust durch „Feldjäger“ ersetzt.
Ursache dafür sind neben den traditionellen Gründen besonders rechtliche Bedenken: Entgegen einer „Polizei“ und auch den Befugnissen der Militärpolizeien anderer Streitkräfte verfügt die Feldjägertruppe nicht über eigene disziplinare Gewalt – das ist dem jeweiligen Disziplinarvorgesetzten des betroffenen Soldaten vorbehalten. Weiterhin liegt die Namensgebung an der Tatsache, dass die Polizei Aufgabe der einzelnen Bundesländer ist. Die Bundeswehr gehört jedoch als Bundesbehörde in den Aufgabenbereich des Bundesverteidigungsministeriums. Seit dem Beginn der Teilnahme der Bundeswehr an multinationalen Auslandseinsätzen (UNOSOM, spätestens aber IFOR) aber nimmt die Feldjägertruppe zumindest äußerlich mehr und mehr das Bild einer „Militärpolizei“ an.